Abele-Brüder auf der Jagd nach Bestzeiten

Silvesterlaufsiege als Fingerzeig für EM-Teilnahmen?

Leichtathletik. Lukas und Marius Abele sind aktuell das schnellste Brüderpaar im Mittelstreckenlauf des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Die 1500-Meter-Spezialisten des SSC Hanau-Rodenbach wollen 2019 auch international punkten, streben Starts bei den Europameisterschaften ihrer Klassen U23 und U20 an. Zum Jahresabschluss ließen sich die Bundeskaderathleten den Start beim Oberrodenbacher Silvesterlauf nicht nehmen und hatten trotz des zehnprozentigen „Moby-Dick-Anstiegs“ ihren Spaß an der profilierten Strecke.

„Das ist immer wieder richtig anstrengend dort hoch, aber runterzu rollt es dann umso besser“, erklärte Lukas Abele nach seinem 5,4-Kilometer-Streckenrekord von 17:48 Minuten, mit dem er Kidane Tewoldes 17:55 Minuten von 2016 verbesserte. Die Bestzeit hatte sich der 22-jährige Maschinenbau-Student allerdings nicht bergan „verdient“, sondern auf den Bergab-Passagen mit raumgreifendem Schritt sowie einem sehenswerten Endspurt. Für den „kleinen Bruder“ kam hingegen die 10,2-Kilometer-Distanz mit doppeltem Anstieg und kontrolliert herausgelaufenen 33:47 Minuten gerade recht. „Wenn ich bis zu den deutschen U20-Hallenmeisterschaften Ende Februar gesund bleibe, kann ich sowohl über 1500 Meter als auch über 3000 Meter ganz vorne mitlaufen“, so Marius Abele.

Keine Frage, das schnelle Duo ist vielseitig einsetzbar. Während das Gros der DLV-Mittelstreckenläufer nur ungern das Stadion gegen Läufe im Gelände eintauscht, ist der stete Wechsel der Trainingsinhalte für Lukas und Marius Abele Prinzip. Wald- und Wiesenlauf, Straßenlauf, Bergsprints und Berganläufe, mitunter sogar auf Sandboden, dazu vielseitige Anforderungen an Koordination, Schnelligkeit und laufspezifischer Kraft bis hin zu Einheiten auf dem Fahrrad, im Schwimmbad sowie zur Ganzkörper-Kräftigung im Fitnessstudio – kaum ein Tag gleicht dem anderen, auch wenn die Zielsetzung „beim Saisonhöhepunkt in Bestform zu sein“ stets die Richtung vorgibt.

„Was wir hier machen, muss natürlich ins Gesamtkonzept passen und soll letztlich auf neue Bestzeiten in der Spezialdisziplin hinauslaufen. Ein gutes Maß an verschiedenen Reizen ist da Grundlage und Formausprägung zugleich“, ist Heimtrainer Sascha Arndt überzeugt. So erklärt sich auch die Besonderheit, dass beide direkt im Anschluss an die Bahnsaison deutsche Mannschaftsmeister im Berglauf geworden sind, obwohl die Wettkampfdauer am Brocken im Harz in Richtung einer Stunde tendierte.

Weit länger also als die Hauptdisziplin des 1500-Meter-Laufs, in der sie sich national ins Rampenlicht schoben. Lukas Abele, deutscher U23-Meister, war mit 3:40,85 Minuten fast vier Sekunden schneller als im Vorjahr, sein 18-jähriger Bruder Marius steigerte sich gar um zwölf Sekunden auf 3:48,62 Minuten. Damit sind die Normen für die U23-EM und für die Hallen-EM der Männer mit 3:41,20 Minuten bei Lukas und der U20-EM mit 3:48,50 Minuten bei Marius Abele auch 2019 in greifbarer Nähe.

Im besten Fall trumpfen die SSC-Athleten bereits in der Hallensaison auf, die sie bei den Landesmeisterschaften am 20.Januar in Frankfurt einläuten – dann auf der 3000-Meter-Distanz, wo es ein spannendes Familienduell geben wird. Denn Lukas ist zwar der schnellere Abele, Marius aber der ausdauerndere. Gemein ist beiden ein „außergewöhnlicher schneller Fuß und eine fast afrikanische Leichtigkeit im hohen Tempobereich“ (Arndt), so dass die Erfolgschancen gleichmäßig verteilt sein dürften. Zuvor jedoch geht es für die beiden Laufästheten nun nach dem gelungenen Silvesterlauf-Doppelerfolg in die Wärme. Urlaub ist nicht geplant, stattdessen stehen zwei bis drei Trainingseinheiten täglich auf dem Programm. So bereitet sich Lukas Abele mit 800-Meter-EM-Teilnehmer Christoph Kessler (LG Karlsruhe) im Trainingslager in Südafrika auf eine „heiße Hallensaison“ vor, während Marius Abele mit der Jugend des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nach Portugal reist.