Der 48.Silvesterlauf des TV Oberrodenbach zog so viele Sportler in seinen Bann wie nie zuvor: 687 Finisher sorgten für ein Rekordergebnis, das Veranstaltungsleiter und Moderator Michael Marquardt kurzzeitig “fast sprachlos” machte. “Ich bin geflasht, großartig”, freute sich der OK-Chef, dessen Erwartungen sowohl in den Schülerwettbewerben mit 97 Teilnehmern als auch im 5,4-Kilometer-Lauf (287 Teilnehmer) deutlich übertroffen wurden. Für den abschließenden Zehn-Kilometer-Lauf mit 303 Finishern mussten sogar Reservenummern eingesetzt werden, um jeden Nachmelder in die Wertung zu bringen.Das leistungssportliche Highlight lieferte Julius Hild ebenfalls im Zehn-Kilometer-Wettbewerb. Der für den SSC Hanau-Rodenbach startende Niederrodenbacher ließ seinem Vereinskameraden Marius Abele zunächst die Spitze, winkte zur Streckenhälfte bei einem Kilometerschnitt von 3:18 Minuten entspannt ins Publikum, um es zur La-Ola-Welle zu animieren und nahm nach der ersten von zwei Runden knapp 100 Meter Rückstand in Kauf. Doch während Frontrunner Marius Abele beim zweiten 600 Meter langen Zehn-Prozent-Anstieg des “Moby Dick” Probleme mit der Luft und der Kälte bekam, lief es für Hild zunehmend besser. “Ich war total locker und wirklich überrascht, wie gut es rollte. Da wäre bestimmt noch eine halbe Minute drin gewesen, denn das war ja nur ein Tempodauerlauf mit Reserve”, resümierte Hild, der ohne Stoppuhr angetreten war und wohl auch deshalb erst im Ziel registrierte, wie knapp er am 2023er-Streckenrekord von Marius Abele (32:58 Minuten) vorbeigelaufen war. So staunte der 25-jährige Psychologie-Student über sich selbst, als die digitale Anzeige 33:02 Minuten und damit die zweitschnellste jemals gelaufene Zeit in Oberrodenbach festhielt.Für Julius Hild kein Malheur, denn viel wichtiger war für den Achten der deutschen Hindernislauf-Meisterschaften die Gewissheit, dass das umfangreiche November- und Dezember-Training mit 130 bis 160 Wochenkilometern anschlägt. “Ich habe noch gar kein hohes Tempo trainiert, sondern mich auf die aerobe Ausdauer und Schwellenläufe konzentriert”, freute er sich über das noch deutlich vorhandene Potenzial in Richtung Frühjahr. Das sieht grundsätzlich auch Marius Abele, der in sechs Wochen mit dem Halbmarathon von Barcelona bei frühlingshaften Temperaturen plant. Auf Rang drei platzierte sich der mehrfache deutsche Jugendmeister Tristan Kaufhold (SSC) in 34:09 Minuten, womit das Podium komplett an den SSC Hanau-Rodenbach ging, der mit insgesamt 46 Finishern in allen Wettbewerben auch in der Breite der stärkste Verein vor dem Lauftreff Freigericht (36), dem 1.FC 1906 Erlensee (21) sowie dem VfL Altenstadt (18) und Optimum Sportbrillen (17) war.Johannes Fleiner (4.M20) lief 37:48 Minuten, Thomas Seibert (1.M40) holte in 38:02 Minuten die Masterwertung vor Michael Lik (ebenfalls SSC/39:59), während Habtemichael Abiysolom in 42:00 Minuten Dritter der M50 und Thorsten Köstner in 47:40 Minuten Vierter der M60 wurde.
Bertsch zwei Tage nach Frankfurt fast topfit
Bei den Frauen präsentierte sich Kerstin Bertsch zwei Tage nach ihrem dritten Platz beim sonntäglichen Frankfurter Silvesterlaufs in gewohnt starker Verfassung. Die vierfache Mutter spulte die profilierte Langstrecke in 39:08 Minuten ab und ließ lediglich sieben Männern den Vortritt. “Von Frankfurt habe ich nichts gemerkt, aber dass ich tags darauf mit meinen Kindern beim Familien-Hochsprung mithalten sollte, hat für leicht müde Beine gesorgt”, erklärte die Halbmarathon-Hessenmeisterin nach dem Gesamtsieg in 39:08 Minuten schmunzelnd. Auf Rang zwei folgte Jugendsiegerin Tabea Kiefer (SC Steinberg). Die U20-Weltmeisterschaftsteilnehmerin im Gehen zeigte in 40:45 Minuten, dass sie auch das Laufen beherrscht und verwies Annika Rahner (Eintracht Frankfurt Triathlon/43:30 Minuten) auf den dritten Platz.Den 5,4-Kilometer-Lauf schloss Lukas Abele (SSC) als Start-Ziel-Sieger in 17:57 Minuten vor M45-Senioren-Ass Dirk Busch (M45/TVO/18:06 Minuten), Paul Fecher (1.U20/18:43 Minuten) und Tom Knauer (alle SSC/1.U18/18:51 Minuten) ab. “Am Samstag habe ich mich beim Skifahren hingelegt und konnte bis gestern nur mit Schmerzen laufen”, so Abele, dem das Malheur im Wettkampf allerdings nicht mehr zu schaffen machte.Überraschend gut kam auch Constanze Paoli zurecht. Die in den USA studierende Hindernisspezialistin unterbot in 19:53 Minuten erstmals die 20-Minuten-Marke und führte das U23-Trio des SSC Hanau-Rodenbach mit Maja Severloh (21:36 Minuten) und Lea Blandamura (22:04 Minuten) geschlossen aufs Gesamtsiegerinnen-Podest.Im Seniorenbereich gewann der weitgereiste Hans Bouricha-Hörmann (LG Allgäu) die M65 in 24:50 Minuten mit mehr mehr als acht Minuten Vorsprung auf den Michelbacher Klaus Bieber (32:55 Minuten). Altmeister Bernd Bächle vom Lauftreff Freigericht präsentierte sich in der M70 mit 26:52 Minuten vor dem Langenselbolder Dr.Hubert Müller (31:44 Minuten), und auch Norbert Gündling (TV Goldbach) hatte die Hochachtung der Zuschauer und Teilnehmer sicher. Denn der 84-Jährige lief in 35:38 Minuten fast so schnell wie im Vorjahr (35:22 Minuten) und bekannte hernach:”Mein Alter ist für mich nur eine Zahl. Ich fühle mich gut, das ist entscheidend. Nächstes Jahr habe ich mein 70-jähriges Wettkampfjubiläum seit meinem ersten Rennen im September 1955, und da will ich wieder hier dabei sein”, erklärte der Unermüdliche, der selbst am steilsten Anstieg ohne Gehpause durchhielt. Ältester Teilnehmer der Veranstaltung war Gerhard Dönges (Ortenberg), der die zehn Kilometer in 1:51:43 Stunden absolvierte. Den W30-Klassensieg bei den Frauen errang Funda Aydin in 28:08 Minuten, in der Jugend U18 gab es einen SSC-Doppelsieg durch Nimora Habtemichael (24:52) und Julia Blandamura (25:38), während Emily Schenk mit 24:31 Minuten Zweite der U20 wurde. Bei den Männern belegte Jannik Trunk in 20:57 Minuten den vierten M20-Platz, Thomas Blaschek gewann die M50 in 20:32 Minuten, und auch Salvatore Frisenna (6.M50/24:13) und Christian Heber (6.M40/24:53) zeigten sich topfit. Frank Seidel holte sich den M60-Erfolg in 27:33 Minuten, und in der männlichen U18 belegten Tim Völker (19:43), Moritz Knauer (21:25), Nils Schrodt (21:52) und Bastian Kaufhold (23:15) die Plätze drei bis sechs.
Medaillen und Urkunden für die Schüler: Der Nachwuchs hingegen startete nach dem Countdown mit symbolischem Schuss von Rodenbachs Bürgermeister Klaus Schejna bereits ab sechs Jahren und hatte in Hannes Dill (2:47 Minuten/M07) und Erasmus Puls (2:55 Minuten) zwei TVO-Eigengewächse als 625-Meter-Sieger. Bei den jüngsten Mädchen lagen Ella Kaminski (SV Gelnhausen/2:57 Minuten/W06) und Rebecca Kunkel (Altenstadt/3:00 Minuten/W07) in Front. Spannend wurde es im 1250-Meter-Wettkampf der Jungen U10, den Emil Bertsch (SSC) schließlich in 5:09 Minuten vor Michel Hamann (TV 1969 Roßdorf/5:14 Minuten), Arnold Hubert (SSC/5:17 Minuten) und M08-Sieger Felix Arndt (SSC/5:17 Minuten) gewann. Zum zweiten Bertsch-Nachwuchserfolg stürmte kurz darauf Johanna über 1875 Meter. Die Straßenlauf-Hessenmeisterin kam mit der profilierten Waldrunde so gut zurecht, dass sie sich nach einem verkorksten Start aus der letzten Reihe der 24 Teilnehmenden in der U12 bis ganz nach vorne durchkämpfte und dann in 7:45 Minuten die Gesamtwertung vor ihrem SSC-Vereinskameraden und schnellsten Jungen Lucas Heber (M10/7:49 Minuten) gewann.M13-Hessenmeister Zinedin Vrabac (SSC) entschied seine Schülerklasse des 2500-Meter-Wettkampfes in 9:30 Minuten vor Tim Opper (9:45 Minuten) und Maksim Pavlovic (alle SSC/9:50 Minuten) für sich. Dazwischen überzeugte der Süddeutsche Jujutsu-Meister Julian Busch (TSV Rodenbach) als Zweiter der M15 in 9:36 Minuten. Schneller war lediglich der Altenstädter Laufspezialist Lenny Frank (9:06 Minuten). In der M12 gewann Leon Baumgart (TGS Niederrodenbach/11:19 Minuten) wie alle Top-Platzierten Goldmedaille und Urkunde. Weitere Ergebnisse der SSC-Athleten: 5.M06 Johann Arndt, 8.M07 Aurelio Angioni, 3.W09 Medina Vrabac, 4.W09 Amelie Blaschek, 5.W09 Marlene Hartung, 2.W08 Jordan Moises, 5.W08 Josefine Arndt, 3.M09 Arnold Hubert, 2,M08 Toni Bertsch, 2.W10 Lena Baumgart, 3.W11 Eva Opper, 3.M15 Manfred Hubert .
Die Organisation bestens im Griff hatte der Turnverein Oberrodenbach während der gesamten Veranstaltung. Für die Schüler wurden einige im Wald aufgetretene Eispassagen kurzerhand mit dem Rechen so weit aufgeraut, dass keine Spikes nötig waren, und für die Erwachsenen blieb ebenfalls kein Wunsch offen, kamen sie nach dem Ehrenstart durch Landrat a.D. Karl Eyerkaufer doch am “Moby Dick” sogar in den Genuss der lautstarken Motivation durch “Supporterkeule” Rene Marquardt. Veranstaltungsleiter Michael Marquardt ließ angesichts der durchweg positiven Stimmung und der bunten Mischung aus Leistungs- und Breitensport mit vielen Hobbysportlern und Premierenläufern keinen Zweifel daran, dass es für ihn und sein 60-köpfiges TVO-Team auch 2025 wieder im Oberrodenbacher Wald rund gehen wird – dann zur 49.Auflage.