Tristan Kaufhold mit 3000-Meter-Bronze, Tim Völker mit Bestzeit Zwölfter!

Tristan Kaufhold im Wechselbad der Gefühle   Hindernis-Medaille und EM-Start verloren, 3000-Meter-Bronze gewonnen  

Wattenscheid. “Das hätte ich niemals gedacht”, resümierte Tristan Kaufhold nach seinem 3000-Meter-Hindernislauf bei den deutschen Leichtathletik-Jugendmeisterschaften. Der als Jahresschnellster mit 8:52 Minuten zum engsten Favoritenkreis auf den Titel und für einen der drei Europameisterschafts-Startplätze zählende Athlet des SSC Hanau-Rodenbach hatte wenige Minuten zuvor die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere hinnehmen müssen. Nach mehr als einem Dutzend DM-Siegen ging er diesmal leer aus, wurde in einem taktisch geführten Rennen mit pfeilschnellem Schlussabschnitt von drei Konkurrenten überspurtet und musste mit dem entgangenen Podium auch die zuvor sicher geglaubte EM-Nominierung ad acta legen.  Keine Frage, mit gleich sechs gemeldeten Athleten unter der vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) festgesetzten U20-EM-Norm von 9:05,00 Minuten stellte sich im für 30 Millionen Euro erneuerten Wattenscheider Lohrheide-Stadion ein außergewöhnlich starkes Spitzensextett der EM-Ausscheidung. Doch dass Tristan Kaufhold trotz seiner umfassenden Topleistungen und der aktuellen DLV-Jahresbestleistung auf den letzten 200 Metern nicht wie gewohnt auftrumpfen konnte, kam völlig unerwartet. Bis dahin plätscherte das Rennen fast vor sich hin, denn nach 3:06 Minuten für die 1000 Meter und 6:14 Minuten nach 2000 Metern sortierten sich die Athleten in aller Ruhe für den Endspurt. Und der fiel dann mit einem turbulenten letzten Wassergraben und einem problematischen Hindernis auf der Zielgeraden zu Ungunsten Kaufholds aus: Jakob Rödel (Leipzig/9:05,74 Minuten), Karl Geburek (Erfurt/9:07,01 Minuten) und Levin Saveur (München/9:07,38 Minuten) waren an diesem Tag schneller als Tristan Kaufhold, dem in 9:08,61 Minuten der doppelt undankbare vierte Platz unter 20 Startern blieb. Einen Zusammenhang zum wenige Tage zuvor erlittenen Trainingsunfall mit umgeknicktem Knöchel und lokal begrenzten muskulären Problemen sah der erfahrene Läufer nicht.  “Die Beine haben nicht mehr hergegeben”, erklärte der SSC-Athlet, der von Trainer Benjamin Stalf (Olympiastützpunkt Frankfurt) die Vorgabe hatte, 600 Meter vor dem Ziel anzugreifen. “Aber das habe ich nicht gewagt. Ich habe mich einfach nicht danach gefühlt.”    3000-Meter-Bronze wichtig für den Kopf    Ein rabenschwarzer Tag für Tristan Kaufhold, doch den wollte er so nicht stehen lassen. Also schnürte er am zweiten Wettkampftag erneut die Spikes, diesmal ohne Hindernisse. “Ich versuche es einfach nochmal über 3000 Meter flach.” Auch hier wäre die EM-Nominierung mit Platz eins bis drei und einer Zeit von 8:17,00 Minuten noch möglich gewesen. Entsprechend offensiv führte der Titelverteidiger das Feld bis zur 2000-Meter-Marke in 5:37 Minuten. Eingangs der Schlussrunde zeigte sich der Jahresschnellste David Scheller (LG Mainspessart) und riss die Lücke, die das nachstürmende Quartett nicht mehr schließen konnte. 100 Meter vor dem Ziel schien Tristan Kaufhold als Fünfter schon abgehängt, riss dann das Steuer nochmals herum und erkämpfte sich hinter Scheller (8:17,12 Minuten) und Levin Saveur (8:17,89 Minuten) in 8:18,31 Minuten direkt vor dem Leverkusener Dahlmeyer (8:18,37 Minuten) die für “den Kopf” so wichtige Bronzemedaille – auch wenn letztlich 1,31 Sekunden zur EM-Nominierung fehlten. “Jetzt gehe ich eben früher in die Saisonpause und komme dann stärker zurück!”, kündigte Kaufhold an, der bei den deutschen Zehn-Kilometer-Meisterschaften als Titelverteidiger und Rekordhalter seine nächste große Titelchance bereits Anfang September haben wird.  Für seinen aus Heusenstamm kommenden SSC-Vereinskameraden Tim Völker lief hingegen schon jetzt alles nach Wunsch. Der U18-Athlet debütierte auf nationaler Ebene im 3000-Meter-Lauf mit einer Verbesserung um neun Sekunden auf 8:55,86 Minuten, was ihm den zwölften Platz von 31 Gemeldeten einbrachte. Zwischenzeitlich auf letzter Position laufend, erreichte er in seinem Zeitlauf dank eines sehenswerten Schlussspurts den zweiten Rang und war insgesamt schnellster Hesse.