Spaß-Marathon in Big Apple als Saison-Belohnung
Es sollte lediglich ein Lauf aus Spaß an der Freude sein: Stadt, Stimmung und die besondere Herausforderung der 42,195 Kilometer langen Strecke beim Debüt-Marathon genießen. Die 19-jährige Lisa Oed, zweifache U20-Europameisterin und elffache deutsche Meisterin, machte aus dem Spaß-Marathon in New York kurzerhand einen Steigerungslauf zur Endzeit von 2:52:16 Stunden, womit sie schnellste deutsche Läuferin beim weltweit bekanntesten Marathonlauf war.
Die überragende Nachwuchsläuferin des SSC Hanau-Rodenbach hielt sich bis Kilometer 30 an die Trainervorgabe von etwa 4:10 Minuten pro Kilometer, “aber es war unglaublich schwierig, so langsam zu laufen, weil es mir so gut ging”, so Oed. Als sie dann die letzten zehn Kilometer als überschaubare Distanz in Reichweite hatte und immer noch keine Anzeichen von Ermüdung bemerkte, ließ es Lisa Oed einfach rollen. Kilometerzeiten bis 3:50 Minuten trotz “hundertfachen High-Five”-Abklatschens mit den Zuschauern am Streckenrand absolvierte sie freudestrahlend und genoss dabei die einmalige Stimung in New York.
“Dieser Lauf ist gar nicht vergleichbar mit den Wettkämpfen in Deutschland, auch nicht mit Frankfurt. Selbst die Polizisten am Streckenrand feiern mit, die Kinder tragen Plakate, jeder feuert an. Einmal bin ich auch stehen geblieben, weil eine Frau mich umarmen wollte. Zum Schluss habe ich beschleunigt, aber nie durchgezogen – es war ein Riesenspaß und ein tolles Erlebnis”, freute sich die Top-Athletin noch am Tag nach dem Marathon, den sie auf Rang 32 der Frauen-Gesamtwertung beendete. Den inoffiziellen Titel “schnellste Deutsche” hatte sie spätestens bei Kilometer 36 sicher, als sie an der mehrfachen deutschen Mannschaftsmeisterin Anna-Katharina Plinke (LG Regensburg/2:54:13 Stunden) und an Anna Starotsik (PSV GW Kassel/2:54:12 Stunden) vorbeizog und den deutlich schneller Gestarteten noch zwei Minuten bis ins Ziel abnahm.
Angesichts der durch ein vielseitiges Grundlagentraining mit Radfahren, Schwimmen, Krafttraining und natürlich abwechslungsreichen Laufeinheiten aufgebauten Ausdauer verwundert die Debützeit von Lisa Oed nicht, zumal sie mit 16:09 Minuten über fünf Kilometer und 34:40 Minuten über zehn Kilometer die entsprechenden Unterdistanzvoraussetzungen erfüllt. Dass die 19-jährige Medizinstudentin die 42,195 Kilometer der als durchaus anspruchsvoll geltenden Strecke in New York aber locker durchlief, ohne auch nur ansatzweise einen “toten Punkt” oder die sprichwörtliche “Marathon-Mauer” jenseits Kilometer 35 zu erfahren, lässt durchaus Rückschlüsse auf eine zukünftige Straßenlauf-Ausrichtung der aktuell als Hindernisläuferin international erfolgreichen Nachwuchsathletin zu.
Zunächst jedoch steht nach der Rückkehr aus den USA der erste Qualifikationslauf zur Crosslauf-Europameisterschaft an. Bereits am Samstag startet Lisa Oed beim Sparkassen-Cross in Pforzheim gegen die nationale U20-Elite. Ob sie sich auf der dann “nur noch” 4,8 Kilometer langen Wiesenstrecke direkt einen der beiden Startplätze sichern kann, wird nicht zuletzt an der Umstellung und der Verarbeitung des Jet-Lag liegen. “Aber da bin ich optimistisch. Muskelkater habe ich ohnehin kaum, meine Mama pflegt mich mit Massagen und dann klappt das schon”, zeigte sich Lisa Oed auch in Bezug auf die EM-Qualifikation ganz entspannt.