Wir haben mehrere Starter beim Frankfurt-Marathon am Start, u.a. Claudius Pyrlik, Michael Burkard, Thomas Kehl, Andreas Klisch und Fabian Sposato, den ich hier vorstelle:
Sposato auf Bestzeitenjagd in Frankfurt
“Eine falsche Entscheidung kann dir das Genick brechen”
Frankfurt. 42,195 Kilometer liegen vor Fabian Sposato, der am Sonntag mit gut 15000 Teilnehmern beim Frankfurt-Marathon an den Start geht. Im Gegensatz zum Gros der Starter will der 27-jährige Langstreckenläufer des SSC Hanau-Rodenbach die Distanz jedoch nicht einfach “nur” schaffen, sondern er geht dabei aufs Ganze: “Eine Zeit von weniger als 2:30 Stunden ist das Minimalziel, besser wären 2:26 Stunden”, gibt Sposato vor, der sich in den zurückliegenden 14 Wochen akribisch auf seinen persönlichen Saisonhöhepunkt vorbereitet hat, fast nebenbei eine neue Halbmarathonbestzeit von 1:09:42 Stunden aufstellen konnte. Dennoch weiß auch er: “Das wird unglaublich spannend. Eine falsche Entscheidung kann dir das Genick brechen!”Damit spricht er die taktischen Feinheiten des Marathonlaufs an, der jenseits der 30-Kilometer-Marke für jeden Teilnehmer unabhängig von seinem Leistungsvermögen zu einer großen Herausforderung wird. Dann nämlich, wenn “der Mann mit dem Hammer” nicht erst im Zielbereich mit dem Frankfurter Hammering-Man an der Festhalle wartet, sondern schon vorher bei der Umstellung der Energiebereitstellung im Körper der Dauerläufer für durchaus unangenehme Anpassungserscheinungen sorgt: Den bei ihrer beinharten Langstreckenarbeit muskulär ohnehin hochbelasteten Athleten bleibt im letzten Wettkampfdrittel regelmäßig förmlich die Luft weg, weil ihnen durch zu hohes Tempo und ineffiziente Ernährung in der direkten Vorbereitungsphase die Kohlenhydrate “ausgehen” und folglich das Muskeleiweß “verbrannt” werden muss – früher fälschlicherweise als “Fettverbrennungsumstellung” betitelt.Diese Klippe gilt es zu umschiffen, und Fabian Sposato weiß um die entscheidenden Auswirkungen der Energiebereitstellung und des Wasserhaushaltes während des Rennens. “Ich nehme direkt vor dem Start ein Energie-Gel, trinke dann von Beginn an jeder Verpflegungsstelle einige Schluck Wasser und werde bei Kilometer 15 und 30 und notfalls noch ganz zum Schluss erneut mit Energie-Gels für den nötigen Ausgleich sorgen.”Seine Bestzeit lief der SSC-Athlet im April mit 2:31:39 Stunden beim Hannover-Marathon, verbesserte sich dabei trotz windanfälliger Strecke um mehr als 20 Minuten. Jetzt soll in den Frankfurter Straßenschluchten ein weiterer großer Schritt nach vorne folgen, am besten im Gleichklang mit der schnellsten deutschen Frau Miriam Dattke. Die Regensburgerin kämpft angeführt von Tempomachern um die Olympianorm, die bei 2:26:50 Stunden liegt – “und wenn alles optimal läuft, traue ich mir diese Zeit auch zu”, erklärte Sposato nach dem Abschlusstraining in Hanau. Möglichst in einer großen Gruppe mitschwimmen, den Windschatten nutzen und gleichzeitig die Flexibilität zu haben, ins Risiko zu gehen und das Tempo zu verschärfen, wenn es nötig wird: So hat sich der Student seinen Masterplan für Sonntag zurechtgelegt.In den letzten Monaten habe er mehr über sich und seinen Körper gelernt als in den Jahren zuvor, so Sposato. Die vielen langen und dann auch immer wieder intensiven Trainingseinheiten brachten den früheren Fußballer durchaus in Grenzbereiche, ohne jedoch über diese Grenze hinauszugehen. Dabei stand unter anderem ein Trainingsmarathon auf dem Plan, ebenso wie zahlreiche Läufe jenseits der 30-Kilometer-Marke, immer wieder auch forderndes Intervalltraining und Tempodrills. Für den Einsatz in Frankfurt hat er ein zusätzliches Ass im Ärmel, das seit einigen Jahren immer mehr Spitzenläufer gewinnbringend ausspielen: “Die Carbonschuhe bringen bei hohem Tempo und langen Strecken einen enormen Vorteil. Da spürt man die Ermüdung deutlich weniger, was im Endeffekt mehrere Sekunden pro Kilometer ausmacht!” Optimistisch ist er auch hinsichtlich der Wettervorhersage, die beste äußere Bedingungen ankündigt. Der schnelle Italiener kann im Trikot des SSC Hanau-Rodenbach also am Sonntag durchstarten, ist dementsprechend voller Vorfreude und wird ganz zum Schluss des Gesprächs fast noch philosophisch: “Die Schönheit des Marathons liegt in der Gefahr des Scheiterns!”