SSC in Lauf-Bundesliga
Leichtathletik. 54 Landesmeisterschaften, zwölf deutsche Meistertitel und elf Vizetitel, sechs internationale Teilnahmen mit zwei Medaillengewinnen, acht Nationalkader-Athleten – der SSC Hanau-Rodenbach hat im 44.Jahr seines Bestehens die bislang erfolgreichste Saison absolviert und sich damit innerhalb des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) weiter profiliert. In der DLV-Rangliste wird der SSC unter mehr als 1000 Vereinen auf Rang 20 geführt, sammelten seine Mitglieder 2018 doch insgesamt 108 Platzierungen in der deutschen Bestenliste und damit 21 mehr als im Jahr zuvor (Platz 36).
Wenn Namen wie TV Wattenscheid, TSV Bayer Leverkusen, SCC Berlin, LG Eintracht Frankfurt oder LG Regensburg fallen, gehört der SSC Hanau-Rodenbach schon seit 2017 mit auf die Liste der „Lauf-Bundesliga“. Denn was in dem 200-Mitglieder-Klub ehrenamtlich geleistet wird, hält dem Vergleich mit den finanzstarken Großvereinen aktuell locker stand. Im Nachwuchsbereich ist der 1975 an der Gebeschusschule Hanau gegründete „Schul-Sport-Club“ sogar die Nummer eins, was vor allem auf Lisa Oeds vier deutsche U20-Titel nebst Vizeweltmeisterschaft, europäischer Jahresbestzeit sowie 5000-Meter-Landesrekord zurückzuführen, aber eben auch in der „breiten Spitze“ begründet ist. So gewann vom SSC-Nachwuchs sowohl die Jugend U18 als auch die Jugend U20 die deutsche Crossmeisterschaft, holte sich im Berglauf ebenfalls zweifaches Mannschaftsgold, war mit der weiblichen U16-Staffel über 3×800 Meter DLV-Ranglistenerste ebenso wie mit den Junioren U23.
Den Übergang in die Erwachsenenklasse hat Lukas Abele als U23-Juniorenmeister und Vierter der deutschen 1500-Meter-Meisterschaft vollzogen. Wie der 21-jährige Mittelstreckler im Finale der Titelkämpfe und abschließenden Europameisterschaftsqualifikation von Nürnberg auf der Zielgeraden den Abstand zum DLV-Top-Trio Benitz, Tesfaye und Probst verringerte, ließ das Potenzial erahnen, mit dem er wenige Wochen später seine Bestmarke auf 3:40,85 Minuten schraubte und sich dem Kreisrekord des früheren Hallenweltrekordhalters Jürgen May bis auf eine Sekunde näherte. A propos Rekord: Den schnappte sich Lukas Abele – einzeln in 2:19,4 Minuten gestoppt – dann noch in der 3×1000-Meter-Staffel gemeinsam mit seinem 17-jährigen Bruder Marius und Langstreckler Aaron Bienenfeld dann trotz schwieriger Wettkampfbedingungen bei den deutschen Meisterschaften in Rostock. Mit 7:17,89 Minuten löschte der SSC die 49 Jahre alte Marke des SV Schwalbe Hanau um Jürgen May und Rüdiger Nickel, stellte eine nationale U23-Bestzeit auf und verfehlte den Hessenrekord hauchdünn.
Das Geheimnis des Erfolgs ist vielschichtig und wurde im sozialen Miteinander von Beginn an durch den Vereinsgründer und Ehrenvorsitzenden Harry Arndt geprägt, der stets betonte: „Gemeinsam sind wir stärker.“ Der gute Zusammenhalt innerhalb des Laufvereins ist bei jeder gemeinsamen Trainingseinheit bis heute spürbar geblieben. „Im SSC trainiert der Kreismeister mit dem Nationalkader und EM-Teilnehmer, und so haben wir eine ausgesprochen gute Gruppendynamik – auch über das Training hinaus“, erklärt Vorstand und Trainer Sascha Arndt, der seinen Athleten bescheinigt: „Stars gibt es sicher bei uns, aber keine Allüren.“ Vielleicht stehen die SSC-Athleten auch aus diesem Grund nicht unter dem Druck, der in der hohen Erwartungshaltung an „bezahlte“ Sportler in anderen Vereinen durchaus vorhanden ist.
Doch bei aller Lockerheit wird es auch für den SSC-Athleten Lukas Abele am kommenden Wochenende zum ersten Mal in 2019 richtig ernst. Dann startet der zweifache süddeutsche Meister bei der deutschen Hallenmeisterschaften mit den besten DLV-Athleten über 1500 Meter und hofft gegen deutlich stärkere Konkurrenz auf ein vergleichbares Resultat wie vor Jahresfrist, als er Vierter wurde.