Hanauer Jugendläufer steigert sich im Minutentakt
Erbach im Odenwald. Eine geschlossene Schneedecke zu Wettkampfbeginn, Titelkämpfe zwischen Graupelschauern und Sonnenschein sowie ein Fotofinish mit Hundertstel-Entscheidung im Männerrennen nach 10000 Metern zwischen Marius Abele und Philipp Stuckhardt vom SSC Hanau-Rodenbach – beeindruckende Szenen gab es allemal bei den hessischen Langstreckenmeisterschaften. Eine ganz besondere Erfolgsgeschichte schrieb dabei Überraschungssieger Fynn Becker.
Der 19-jährige Hanauer steigerte sich im 5000-Meter-Lauf um mehr als zwei Minuten auf 16:02,21 Minuten und ließ Arvid Lösel (Oberstedten/16:17,39 Minuten) und dem favorisierten Daniel Ellis (Wetzlar/16:18,64 Minuten) keine Chance.
Exakt sechs Monate vor seinem ersten hessischen Einzeltitel war Fynn Becker im Oktober 2021 die fünf Kilometer in seiner bisherigen Bestzeit von 18:06,80 Minuten gelaufen. In Erbach überrundete er sich nun also indirekt selbst, denn das ab Streckenhälfte offensiv geführte Titelrennen (“nach zwei Kilometern wurde es mir zu langsam, so dass ich an die Spitze bin”) steigerte er in der Endphase auf Kilometerabschnitte von 3:09 und 3:06 Minuten. “Bei besseren Bedingungen mit weniger Wind und angenehmeren Temperaturen hat er sogar die Norm für die deutschen Jugendmeisterschaften von 15:45 Minuten drin”, attestierte SSC-Betreuer Carsten Arndt angesichts der beeindruckenden Vorstellung. Auch wenn diese nach der Anfang März erzielten Zehn-Kilometer-Bestzeit von 34:08 Minuten nicht ganz aus heiterem Himmel kam, hatte die sichtlich überraschte und um fast 100 Meter distanzierte Konkurrenz um Daniel Ellis nicht mit einem derartigen Finale furioso gerechnet. Ob Fynn Becker das Ticket zu den nationalen Titelkämpfen noch lösen kann, entscheidet sich am 24.April. Dann tritt er am Meldeschlusstag bei der Bahneröffnung in Bingen zum DM-Qualilauf an.
Dort könnte auch Noah Blandamura seine Chance suchen. Gemeinsam mit seinem lange Zeit führenden Vereinskameraden Jonathan Erdniß gestaltete er die 3000 Meter der Jugend U18 als SSC-Zweikampf, den er letztlich in 9:30,35 Minuten zu 9:33,69 Minuten für sich entschied.Spannend bis zum Zielstrich ging es im 10000-Meter-Hauptrennen der Männer zu. Zwar war Marius Abele als Favorit angetreten, doch der mit der Bestzeit von 30:03 Minuten gelistete deutsche U23-Vizemeister kam mit der nasskalten Witterung gar nicht zurecht und sah sich dem Tempodiktat von Philipp Stuckhardt ausgesetzt. Der SSC-Neuzugang übernahm bei der Sechs-Kilometer-Marke die Spitze, vermochte sich aber nicht zu lösen, so dass es nach 24 Runden zum Spurtfinale kam. Auf den letzten 400 Metern war dann Marius Abele in 30:53,04 Minuten um eine Hundertstel Sekunde oder sechs Zentimeter vor M30-Sieger Stuckhardt im Ziel, der sich über seine neue Bahnbestzeit von 30:53,05 Minuten freute. Nicht recht ins Rennen fand Dirk Busch, der es mit muskulären Problemen als Vierter bei 31:50,16 Minuten beließ.Rund lief es hingegen bei Sahin Duygun, M50-Zweiter in 37:55,22 Minuten vor Habtemichael Abiysolom (38:53,24 Minuten), und bei den Youngstern. Anna Fleckenstein wurde im 2000-Meter-Lauf der W13 in 7:06,95 Minuten ihrer Favoritenrolle ebenso gerecht wie Nico Debus über 3000 Meter der M14 in 10:04,33 Minuten.
Medaillenränge belegten Nimora Habtemichael (3.W13) und Maximilian Lützow (3.M12/7:33,93 Minuten) über 2000 Meter und Ingbert Reinke (3.M45/36:58,70 Minuten) über 10000 Meter.Weitere gute Leistungen gab es weiterhin durch Joakim Endlich (5.M13/2000m) in 7:23,08 Minuten, Bastian Kaufhold (8.M13) in 7:45,96 Minuten, Maksim Pavlovic in 8:09,69 Minuten, auf Rang sechs der M12, Nicolas Göhler in 8:12,44 Minuten als Siebter, Julian Lützow in 8:14,05 Minuten als Achter und dem Zehnten Omar Gassem in 8:54,67 Minuten.
S.Arndt, Pressewart