Innsbruck. Philipp Stuckhardt zählt die Stunden bis zum wichtigsten Wettkampfeinsatz seines Lebens herunter. Dem sonst so zurückhaltenden Langstreckenläufer sind sowohl Vorfreude als auch Anspannung auf die von Mittwoch bis Sonntag in Österreich ausgerichtete Berglauf-Weltmeisterschaft anzumerken, denn nie zuvor stand der Athlet des SSC Hanau-Rodenbach in der Nationalmannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Dass es nun im durchaus fortgeschrittenen Alter von 32 Jahren für den Bio-Landwirt geklappt hat, verdankt er dem vierten Platz bei den deutschen Meisterschaften Ende April und seiner konsequenten und erfolgreichen Teilnahme an Gebirgsläufen während der letzten beiden Jahre. “Damit geht natürlich ein Traum in Erfüllung”, so Stuckhardt. Die Strecken hat er an vier Tagen vor Ort genau inspiziert, teilweise im Laufschritt, teilweise wandernd, wenn es zu steil wurde. Das “Vertical Race”, wie die reine Bergaufstrecke im internationalen Sprachgebrauch heißt, führt über 7,3 Kilometer und 1000 Höhenmeter auf alpinen Pfaden. Neben besten Leistungsparametern des Herz-Kreislauf-Systems sind Reaktionsschnelligkeit, Kraftausdauer, Koordination und Trittsicherheit gefragt – Wandern ist im Wettkampf kein Thema mehr, “da geht es um die Wurst”, so Stuckhardt. Am Mittwoch steht er gemeinsam mit 150 Athleten aus 42 Nationen am Start, darunter fast unschlagbare Asse aus afrikanischen Ländern, dazu Argentinier, Briten, Amerikaner, Chinesen, Norweger und die europäischen Berglauf-Nationen Italien, Österreich und Schweiz. Trotz der großen Konkurrenz hofft Stuckhardt auf eine vordere Mannschaftsplatzierung. Der Deutsche Verband schickt mit Filimon Abraham (Regensburg) ebenfalls einen Weltklasse-Athleten ins Rennen. Er bringt eine Marathon-Bestzeit von 2:08:22 Stunden aus dem März mit nach Innsbruck. Hinzu kommen der deutsche Meister 2022 Julian Ott sowie der Allrounder Maximilian Zeus, die tatsächlich eine Teamplatzierung unter den Top acht schaffen könnten. Nach dem Vertical Race heißt es für Philipp Stuckhardt volle Konzentration auf die Regeneration. Der vielseitige SSC-Athlet, dessen leistungssportliche Bandbreite von 1500 Metern bis zum Halbmarathon reicht und der auch außerhalb des Stadions und abseits der flachen Asphaltstraßen auf jedem Untergrund und Profil konkurrenzfähig ist, startet am Sonntag nämlich nochmals. Dann geht es über 15 Kilometer auf zwei Bergauf-Bergab-Runden zur Sache. “Das ist besonders anspruchsvoll, denn die muskuläre Ermüdung ist durch den Wechsel zwischen Gefälle und Anstieg extrem hoch, zumal der Untergrund keine Unachtsamkeit duldet”, erklärt Stuckhardt die besondere Herausforderung gegen dann mehr als 160 Konkurrenten aus der ganzen Welt. os