Alle Jahre wieder schnüren bis zu 400 Laufbegeisterte die Schuhe zum Brüder-Grimm-Lauf – jetzt am Freitag um 17.30 Uhr geht es für die vielen Ausdauersportler aus ganz Deutschland bereits zum 37.Mal auf dem Hanauer Marktplatz los. Anschließend führt das außergewöhnliche Langstreckenlauf-Ereignis über fünf Etappen an drei Tagen bis Sonntag Nachmittag zum Zieleinlauf in der Steinauer Brüder-Grimm-Straße und “Am Kumpen”. Dort kann sich nach insgesamt 81 Kilometern, erschwert durch die profilierte Streckenführung in den Spessartausläufern, jeder Finisher als Sieger fühlen – doch wer dieses Jahr als Schnellster in Steinau ankommt, ist der Papierform nach völlig offen. Dabei hat sich Jörn Harland Großes vorgenommen: Der deutsche M40-Berglaufmeister des SSC Hanau-Rodenbach strebt nach seinen Erfolgen 2008, 2014 und 2022 nun den vierten Sieg an, womit er sich endgültig zum “König des Brüder-Grimm-Laufs” krönen und von Raimund Klitz (HSV Weimar) absetzen würde. Der Thüringer ist in der Statistik bislang ebenfalls mit drei Siegen verzeichnet, die er zwischen 2000 und 2003 erringen konnte. Doch ganz so leicht wie im Vorjahr, als er die Einzeletappen nach Belieben dominierte und im Ziel nach 4:57:00 Stunden minutenweit vorne lag, wird es Jörn Harland diesmal nicht gemacht. Zunächst lief bei dem 42-jährigen Offenbacher Berufsschullehrer trotz vieler Ausflüge auf die bergigen Strecken im Taunus die Vorbereitung insgesamt etwas holprig an, dann holte er sich in einem viertägigen Rumänien-Laufabenteuer über Christi Himmelfahrt nicht nur viele Trainingskilometer, sondern auch eine kräftige Erkältung. Die ist nun überwunden, doch hinter der Formkurve steht trotzdem ein kleines Fragezeichen, dem die Konkurrenten Nils Bergmann (TV Waldstraße Wiesbaden), Björn Kuttich (Offenbacher Yeti Jäger) und Julian Jung (LGV Marathon Gießen) durchweg starke Vorleistungen entgegensetzen können. “Mit Julian Jung habe ich mir den Sieg beim Vogelsberg-Trail vor einigen Wochen geteilt. Er ist vor allem auf flachen Passagen schnell. Björn Kuttich kennt die Strecke ebensogut wie ich, denn er ist sicher schon fast 20 Mal mitgelaufen, hat 2015 auch gewonnen. Und für mich am stärksten dürfte Nils Bergmann sein, der bei den deutschen Berglaufmeisterschaften unter den Top 20 war und außerdem schnell im Flachen und im Bergablaufen ist”, schätzt Harland die drei wohl ambitioniertesten Mitläufer beim Brüder-Grimm-Lauf ein. Entgegensetzen will er seine Erfahrung und schnelle Regenerationsfähigkeit. “Ich profitiere von meiner Streckenkenntnis, in Gelnhausen-Hailer geht es sogar an meinem Elternhaus vorbei. Am Anfang von Hanau nach Rodenbach will ich nicht ganz so schnell unterwegs sein und hoffe aber, auf den anderen Etappen entscheidenden Boden gutzumachen, besonders auf den hügeligen Abschnitten – nach dem Motto: Wenn der Diesel erstmal läuft, dann läuft er!”, erklärte Harland nach seinem sonntäglichen Abschlusstraining und bekräftigte: “Ich will das Ding gewinnen!” Bei den Frauen ist Franziska Baist aus Bad Homburg die klare Nummer eins der Meldeliste. Mit persönlichen Bestzeiten von 34:54 Minuten über zehn Kilometer, 1:16 Stunden im Halbmarathon und 2:49 Stunden im Marathonlauf macht sie sogar den Männern Konkurrenz. In ihrer Altersklasse nicht zu schlagen sein dürfte Karin Reeh (W60) vom 1.Hanauer Lauftreff, der mit Monika Graser (W55), Miriam Baumgarten (W50) und Frauke Cairns (W40) eine Frauenmannschaft stellt. Und apropos Nummer eins: Die trägt bei den Männern nun nicht mehr der “ewige” Kalli Flach, der aus Altersgründen nicht mehr am Start ist. Für ihn hat die prestigeträchtige Startnummer der Offenbacher Uli Amborn übernommen, der ebenfalls ein BGL-Starter mit fast durchgängiger Teilnahme ist, den Lauf 1993 für sich entschieden hatte und 20 Jahre nach diesem Sieg in der M65 antritt. Dort trifft er auf den Großkrotzenburger Dauerstarter Helmut Adam, während der Oberrodenbacher Matthias Basile in der M45 zu den Stärksten zählt.