Müller und Abele laufen nach Zermatt

SSC-Jugend qualifiziert sich für Berglauf-EM / Oed könnte Wild Card ziehen

Leichtathletik. Die U20-Europameisterin Lisa Oed verzichtete wegen ihres Starts bei den hessischen 5000-Meter-Meisterschaften auf die Europameisterschaftsqualifikation, und der Deutsche Vizemeister Aaron Bienenfeld bestreitet aktuell noch die Bahnsaison in seiner US-amerikanischen Studienheimat. Doch mit Dominik Müller und Marius Abele konnten sich im schweizerischen Grabs zwei Nachwuchsathleten des Kreises Offenbach/Hanau für die Berglauf-EM in Zermatt qualifizieren. Die beiden Jugendlichen des SSC Hanau-Rodenbach entschieden beim international besetzten Gamperney-Berglauf die U20-Wertung für sich und erfüllten damit die Vorgabe des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). DLV-Berglaufberater Kurt König (Mittenwald) zeigte sich vor allem von Dominik Müller angetan, den er Anfang Juli bei der EM im Kampf um die Medaillen als Stütze der Nationalmannschaft sieht.

“Das war sehr beeindruckend, eine ganz starke Leistung”, resümierte Kurt König nach den über 8,8 Kilometer führenden 1000 Höhenmetern, die ihren “Peak” auf den letzten 1,5 Kilometern mit 400 Höhenmetern hatten. Erst da hatte der amtierende deutsche U20-Meister den Kontakt zur Verfolgergruppe der Männer verloren, die er zuvor sogar anführte. “Ich bin auf den flachen Passagen mit sechs bis zehn Prozent Steigung mein eigenes Tempo gelaufen und habe mich dabei gut gefühlt. Der Schlussanstieg war aber zu steil. Das konnten wir hier bei uns nicht trainieren”, so Müller, der als “Flachländer” einen erheblichen Nachteil in den alpinen Passagen hat und sich dennoch auf Rang zwölf der Gesamtwertung von 341 Teilnehmern bestens präsentierte. Mit 49:41 Minuten blieb er zudem unter der 50-Minuten-Marke, die in Grabs als zusätzliches Elite-Kriterium zählt.
Auf dem Weg dorthin war bis Kilometer 7,5 auch sein Teamgefährte Marius Abele, der im abschließenden Steilhang noch mehr litt. “Da habe ich zwei Minuten verloren, aber bis zur EM hole ich das raus, zumal es in Zermatt nicht ganz so steil ist wie hier”, war sich der Allrounder, der parallel in der Stadionleichtathletik um die Qualifikation zur U20-Europameisterschaft im 1500-Meter-Lauf (Normzeit 3:48,50 Minuten) kämpft, sicher. Kurt König jedenfalls zeigte sich nach den 52:23 Minuten mit Rang 19 der Gesamtwertung zufrieden mit dem Auftritt und setzte Marius Abele als sichere Nummer zwei in die Vorschlagsliste. Bei einer weiteren Steigerung von Lukas Bunzel (Team Karwendel/54:03 Minuten) sieht er das DLV-Jugendteam sogar im Kampf um die Mannschaftsmedaillen vertreten.
Rang sechs in der Jugendwertung belegte der im nächsten Jahr erneut startberechtigte Evan Habtemichael (SSC) mit 58:03 Minuten. Den Gesamteinlauf der mit mehr als 3000 schweizer Franken dotierten Männerwertung entschied Daniel Lustenberger (LV Horw) mit 46:45 Minuten für sich. Der deutsche Meister Maximilian Zeus (LG Regensburg) folgte auf Rang drei in 47:40 Minuten. Schnellste Frau war in Abwesenheit von Lisa Oed die Kronbergerin Sarah Kistner in 53:31 Minuten.
Trotz ihres Startverzichts könnte Lisa Oed noch auf den Zug zur EM aufspringen, da sie als U20-Vizeweltmeisterin mit einer “Wild Card” ausgestattet ist. Allerdings ist ihr hier ein Limit gesetzt. “Ich hätte sie sehr gerne mit Sarah Kistner im Team. Aber sie muss sich in den nächsten Tagen entscheiden, ob sie teilnimmen möchte, denn der Nominierungsschluss rückt näher”, erklärte Kurt König in Grabs. Damit ist die Rodgauerin in einer sportlichen Zwickmühle, steht die Berglauf-EM doch parallel mit den U23-Europameisterschaften der Stadionleichtathletik in Schweden und der Universiade in Italien auf dem diesjährigen Wettkampfkalender. Zwar hat Oed hier noch keine Normerfüllung erreicht, doch mit den deutschen Meisterschaften in Essen über 10000 Meter und in Wetzlar über 3000 Meter Hindernis sowie 5000 Meter werden die entscheidenden Qualifikationswettbewerbe erst Mitte Juni ausgetragen – und dann ist der Meldeschluss für die Berglauf-EM abgelaufen.