Constanze Paoli gewinnt DM-Bronze im Hindernislauf

Mit zwei Jahrgangsschnellsten kehrte der SSC Hanau-Rodenbach von den Deutschen Jugendmeisterschaften der Leichtathleten aus Rostock zurück. Nachdem die 16-jährige Sombornerin Vanessa Mikitenko im 3000-Meter-Lauf der U18 in neuer persönlicher Bestzeit von 9:57,14 Minuten am ersten Veranstaltungstag als Vierte nur knapp am Podest vorbeigeschrammt war, machte ihre SSC-Vereinskameradin Constanze Paoli am Schlusstag den Medaillentraum wahr. Die 18-jährige holte sich im 2000-Meter-Hindernislauf der U20 mit neuem Hausrekord von 6:48,48 Minuten Bronze, obwohl sie am ersten Wassergraben stürzte.

“Das war eine echte Schrecksekunde. Ich bin zunächst gar nicht richtig auf die Beine gekommen und habe einige Plätze verloren”, schilderte sie das Malheur in der Anfangsphase. Den entstandenen Rückstand konnte die Hessenmeisterin aber problemlos kompensieren und zeigte sich anschließend selbstbewusst in der Verfolgergruppe der frühzeitig enteilten U20-Europameisterin Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien). “Ich hatte richtig Lust hier zu starten. Trotz Sturz habe ich mich total gut gefühlt”, so Paoli, der die Lauffreude förmlich anzusehen war. Auf der Schlussrunde schüttelte sie zunächst ihre hessische Konkurrentin Sara Kiefer (Frankfurt/6:55,87 Minuten) ab, dann auch die Bestenlistenzweite Christina Lehnen (LAZ Mönchengladbach/6:52,90 Minuten) und die Bestenlistendritte Sophia Kremsler (Mössingen/6:50,54 Minuten). Schneller waren letztlich Olivia Gürth (6:34,45 Minuten) und Jessica Viertel (Zwickau/6:43,79 Minuten), während Constanze Paoli Rang drei auf der Zielgeraden absichern konnte.

Seit ihrem Hindernis-Einstieg 2019 ging es für Paoli stetig bergauf. Nach Rang elf und zehn in den Vorjahren schloss sie beim Gewinn der Hessenmeisterschaft 2020 mit 7:03,90 Minuten bereits zum erweiterten nationalen Kaderkreis auf, in dem sie sich als Folge ihres konsequenten Trainings nun weiter nach vorne schob. Täglich schnürt die Gymnasiastin aus Alzenau ihre Laufschuhe, absolviert dabei oftmals zwischen zwölf und 15 Kilometer, bisweilen sogar noch längere Abschnitte. Tempo-, Athletik und Techniktraining kommen für die vielseitige Sportlerin hinzu, die im Wettkampf Strecken zwischen 400 und 10000 Metern “im Griff hat”. Mental ist die SSC-Athletin ebenfalls auf der Höhe, nachdem es zum Saisoneinstieg in Pliezhausen hier mit 7:23,50 Minuten noch einen “Durchhänger” gab. “Damals habe ich an mir selbst gezweifelt, aber das ist vergessen” – und dass sie nun in diesem Bereich zu den Stärksten zählt, ist sicher auch den ungewöhnlichen Trainingsmethoden zu verdanken. So standen im direkten Vorbereitungstrainingslager in Oberstdorf neben den Tempoläufen auch drei Bergläufe an, von denen zwei über neun Kilometer und 1400 Höhenmeter bis auf das Nebelhorn auf 2224 Meter Höhe führten. “Wenn du dort oben am Gipfelkreuz stehst und hinunterschaust, was du in den letzten 90 Minuten geschafft hast, dann bringt dich auch ein Sturz bei der Meisterschaft nicht aus dem Konzept”, erklärte ihr Trainer die vielschichtige Zielrichtung.

In Topform trat ebenfalls Vanessa Mikitenko in Rostock an. Zunächst zwischen der 1500-Meter und 3000-Meter-Strecke schwankend, entschied sich die Nationalkaderathletin für die 3000 Meter, wo sie ihre Qualitäten bestens umsetzte. Die vielköpfige Spitzengruppe dezimierte sich aufgrund des gleichmäßig hohen Tempos der favorisierten Kira Weis (Gerlingen) immer mehr, doch Mikitenko ließ sich bis zum Schlusskilometer nicht abschütteln. Erst als Weis dann voll durchzog, riss eine Lücke, doch im Zweikampf mit Marie Kraft (Heilbronn) unterbot die SSC-Läuferin erstmals die 10:00-Minuten-Marke und lief mit 9:57,14 Minuten so schnell wie seit ihrer älteren Vereinskameradin Lisa Oed keine weitere Kreissportlerin. Der Sieg ging in 9:44,61 Minuten an Kira Weis, gefolgt von Linda Meier (Passau/9:53,36 Minuten) und Marie Kraft (9:56,20 Minuten).” Ich freue mich natürlich sehr über die neue Bestzeit, ärgere mich aber etwas über meine Taktik”, erklärte Vanessa Mikitenko nach ihrem mutigen Lauf. Denn die grundsätzlich richtige Entscheidung frühzeitig zu attackieren und einen 350-Meter-Spurt zu ziehen, brachte ihr auf der Gegengerade des Rostocker Stadions den frontalen Gegenwind ein, während sich Marie Kraft im Windschatten auf die Zielgerade konzentrierte. “Aber daraus lerne ich für das nächste Mal” – und das wird 2022 wiederum mit dem Startrecht in der U18 verbunden sein, während die Top-Drei-Platzierten dann in die U20 wechseln werden.