18-jährige SSC-Athletin nun zweifache Europameisterin
Leichtathletik. Lisa Oed ist am Ziel ihrer Träume angelangt – jedenfalls für die aktuelle Saison. Die 18-jährige Athletin des SSC Hanau-Rodenbach gewann zwei Wochen nach der Berglauf-Europameisterschaft nun auch den U20-EM-Titel im 3000-Meter-Hindernislauf. Damit ist Lisa Oed die erfolgreichste Jugendläuferin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in 2017 und eine der besten Nachwuchslangstrecklerinnen im hessischen Leichtathletik-Verband aller Zeiten.
Mit ihrer im Finale erzielten Leistung von 10:00,79 Minuten rückt Lisa Oed auf die zweite Position der ewigen hessischen Frauen-Bestenliste vor, die von der Weltklasseathletin Gesa Krause angeführt wird. Im Jugendbereich ist sie die drittschnellste deutsche Läuferin seit dem Jahr 2000, wobei hier die Olympiateilnehmerinnen und deutsche Rekordhalterinnen Gesa Krause (Frauen) und Maya Rehberg (Jugend U20) vor ihr platziert sind.
Im Endlauf der Europameisterschaften spielten derlei Gedanken keine Rolle für die ehrgeizige Nachwuchsläuferin. „Sie ist absolut fokussiert“, schätzte Bundestrainer Georg Lehrer (Leipzig) im Telefonat mit Heimtrainer Sascha Arndt die DLV-Hoffnung direkt vor dem Start ein, während Lisa Oed schon nach ihrer Vorlauf-Bestzeit von 10:16,32 Minuten zwei Tage zuvor erklärt hatte: „Ich wusste gar nicht, dass ich so schnell bin. Jetzt freue mich aufs Finale.“
Und dort war ihr die Lauffreude förmlich anzusehen, denn nach einer unrhythmischen ersten Hälfte innerhalb des 14-köpfigen Feldes und des Sturzes der Ungarin Toth setzte sich nach 3:23 Minuten (1000 Meter) und 6:46 Minuten (2000 Meter) auf dem letzten Kilometer die favorisierte Weißrussin Tatsiana Shabanova mit der erwarteten Tempoverschärfung in Szene – und direkt dahinter die stets locker wirkende Lisa Oed sowie Uskun Gülnaz (Türkei). „Ich habe mich an die hessischen Meisterschaften in Gelnhausen erinnert, als wir die Endbeschleunigung mit langem Spurt trainiert haben und es dann bei der EM genau so gemacht“, so Oed, die 250 Meter vor dem Ziel die Führung übernahm und mit einer 73-Sekunden-Schlussrunde zum Sensations-Sieg und zur ersten Goldmedaille des DLV in Grosseto stürmte. Rang zwei ging an Shabanova (10:03,32 Minuten), Gülnaz folgte mit 100 Metern Rückstand in 10:19,44 Minuten.
Heimtrainer Arndt staunte zwar ebenso wie die Bundestrainer über die Leistungsexplosion der auch im kommenden Jahr noch in der U20 startberechtigten Biochemie-Studentin, fand aber auch eine Erklärung: „Unabhängig von der speziellen Vorbereitung: Lisa ist ein Regenerationswunder. Sie hat sich weder von ihrem Vorlauf noch von der hochsommerlichen Hitze beeindrucken lassen, sondern konnte ihre Leistungsfähigkeit zu 100 Prozent abrufen – das war ein großartiger Wettkampf“, attestierte der Rodenbacher Coach, der gemeinsam mit seiner Athletin nun noch das dritte Saisonziel des Sommers vor Augen hat: Am ersten August-Wochenende steht Lisa Oed als Favoritin bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm am Start, ehe es dann zum weiterführenden Studium in die USA geht.