Mit freundlicher Genehmigung von OP-Online, Jörg Moll
Lisa Oed hat ihr persönliches Sommermärchen mit einem goldenen Ende perfekt zu Ende geschrieben. Die Rodgauerin im Trikot des SSC Hanau-Rodenbach gewann bei der U20-Europameisterschaft in Grosseto (Italien) den Titel über 3000 Meter Hindernis. Nach dem Triumph im Berglauf ist das ihr zweiter Europameistertitel in diesem Sommer.
Es sind atemberaubende Tage, die Lisa Oed im italienischen Grosseto hinter sich gebracht hat. Mit der deutschen Jahresbestleistung in ihrer Altersklasse (10:16,32 Minuten) hatte sie als Zweitschnellste des Vorlaufs das Finale erreicht. Dabei hatte sie ihre eigene Bestmarke, gerade erst im Juni in Regensburg aufgestellt, um drei Sekunden unterboten. Doch letztlich sollte das nur der Vorgeschmack auf das Finale Furioso sein, in dem Oed ihre Bestmarke nochmals um fast 16 Sekunden unterbot und in 10:00,79 Minuten klar vor der favorisierten Weißrussin Tatsiana Shabanava (10:03,32) und der Türkin Gülmaz Uskun (10:19:44) gewann.
„Ich weiß, dass es nicht so leicht wird wie im Berglauf, hier den Titel zu holen“, hatte die 18 Jahre junge Athletin, die für den SSC Hanau-Rodenbach startet, vor dem Finale auf leichtathletik.de, der Internetplattform des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), eingeräumt. Doch was sie dann im Finale am Samstag auf die Bahn zauberte, machte sie selbst fast sprachlos. „Vor einem Jahr hätte ich nicht mal gedacht, dass ich zweifache deutsche U20-Meisterin werden könnte“, meinte sie ungläubig staunend.
Auch ein Sturz der Vorlaufschnellsten Lilli Anna Toth (Ungarn), in den fast das ganze Feld verwickelt war, brachte Oed im Finale am Samstag nicht aus dem Konzept. Sie blieb stets in der Spitzengruppe hinter Shabanava (Weißrussland). Wohlwissend, „dass Shabanava im Vorlauf zwei wahnsinnig schnelle letzte Runden gelaufen ist“. Oed blieb auch bei der finalen Tempoverschärfung der Titelfavoritin dran – und hatte 250 Meter vor dem Ziel selbst ihren großen Auftritt. Mit einem beherzten Antritt ließ sie die Weißrussin hinter sich und stürmte unwiderstehlich zu Gold.
Oed, die künftig in den USA studieren wird, ist damit drauf und dran, in die Fußstapfen des deutschen Aushängeschildes über diese Distanz, Gesa Felicitas Krause (Trier), zu treten. Die zweimalige deutsche Leichtathletin des Jahres hatte 2011 in Tallinn (Estland) Gold bei der U20-EM gewonnen und zwei Jahre später den Titel bei der U23. 2016 ließ Krause in Amsterdam Gold bei der Frauen-Europameisterschaft folgen, im gleichen Jahr lief sie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro auf Rang sechs. Mit 9:15,70 Minuten hält die 24-Jährige seit Mai 2017 den deutschen Rekord über 3000 Meter Hindernis. Legt Lisa Oed ein ähnlich atemberaubendes Tempo wie in diesem Sommer hin, wird das auch Krause aufmerksam verfolgen. Immerhin hat Oed ihre Bestleistungen binnen weniger Wochen um fast 28 Sekunden gesteigert.
Für Trainer Sascha Arndt erfüllte sich mit dem Titelgewinn eine Prophezeiung. „Der weltbeste Trainer“ (Oed) hatte nach dem Vorlauf die Regenerationsfähigkeit seiner Athletin gepriesen. Auch die Trainingsinhalte zahlten sich aus. „Wir haben die Doppelbelastungen – gerade auch mit Endbeschleunigung – in den vergangenen Wochen mehrfach trainiert.“Von Jörg Moll
Mit freundlicher Genehmigung von OP-Online, Jörg Moll