Mainz. Der SSC Hanau-Rodenbach hat bei den deutschen Staffelmeisterschaften seinen bislang größten Erfolg in der Stadionleichtathletik der Hauptklasse erzielt. Julius Martiny, Marius Abele und der überragende Schlussläufer Lukas Abele gewannen im 3×1000-Meter-Wettbewerb der Männer unerwartet die Goldmedaille, als sie sich in einem sehenswerten Finale mit 7:18,65 Minuten hauchdünn vor Athletics Karben (7:18,76 Minuten) und dem favorisierten SC DHfK Leipzig (7:19,14 Minuten) durchsetzten. Zwar führten die letztjährigen süddeutschen Meister des SSC die Meldeliste der 23 startberechtigten Teams mit 7:24,16 Minuten an, doch angesichts der durch Corona stark eingeschränkten Startmöglichkeiten während der vergangenen 18 Qualifikationsmonate hatte das Hanau-Rodenbacher Trio eine Top-Sechs-Platzierung als realistisches Ziel ausgerufen – zumal mit dem noch in den USA auf Normjagd für die Europameisterschaften beschäftigen Aaron Bienenfeld ein Erfolgsgarant fehlte. Doch diese Lücke wusste Newcomer Julius Martiny zu schließen. Der frühere Landeskader-Basketballer übergab den Staffelstab nach 2:29 Minuten als Fünfter an Langstreckler Marius Abele, der dank seines Stehvermögens nach weiteren 2:28 Minuten einen Platz gutmachen konnte. Beim letzten Wechsel schienen die zwischenzeitlich mit 40 Metern Vorsprung enteilten Leipziger ebenso außer Reichweite wie der Karbener Schlussmann Marc Tortell, zuletzt bei den deutschen Hochschulmeisterschaften nur um eine hundertstel Sekunde von Lukas Abele distanziert, jetzt aber mit mehr als zehn Metern Vorsprung auf den Schlussabschnitt gestartet. Den machte Lukas Abele in der dreiköpfigen Verfolgergruppe jedoch mit enorm schnellen 400 Metern wett, und eingangs der Schlussrunde war auch die Leipziger Führung passe, so dass fünf Staffeln um das Podest kämpften. Mit dem besten Ende für den SSC Hanau-Rodenbach: “Als es in der Zielkurve eng wurde, weil jeder nach vorne wollte, habe ich mich für den kürzesten Weg entschieden und auf die Lücke innen gewartet”, erklärte Abele die ebenso riskante wie erfolgreiche Taktik im Schlussspurt. Denn während sich die drei vor ihm laufenden Konkurrenten im Endkampf ein wenig nach außen orientierten, spurtete Lukas Abele mit dem Glück des Tüchtigen ganz innen vorbei, um hauchdünn für den SSC Hanau-Rodenbach zu gewinnen. “Sensationell, das lief fantastisch”, kommentierte er seinen 2:21-Minuten-Abschnitt für die letzten 1000 Meter und holte sich das Lob des Olympiasiegers Dieter Baumann (1992/Barcelona) ab, der attestierte: “Das war genauso clever wie damals bei mir im 5000-Meter-Finale. Man muss halt die Lücke finden!” Stark auch das U20-Jugendteam des SSC in der Besetzung Tristan Kaufhold, Jannik Hümmer und Fynn Becker auf Rang fünf. Trotz des bereits am Vortag bestrittenen U18-EM-Qualifikationsrennens über 3000 Meter mit der neuen persönlichen Bestmarke von 8:37,08 Minuten eröffnete Tristan Kaufhold mit starken 2:33 Minuten auf Rang vier. Jannik Hümmer mit der Bestzeit von 2:37 Minuten und 5000-Meter-Hessenmeister Fynn Becker (2:35 Minuten) komplettierten das Trio, dem nach 7:45,95 Minuten sechs Sekunden zum Bronzeplatz der aus drei Vereinen bestehenden Startgemeinschaft Alzey-Framersheim-Worms (7:39,30 Minuten) fehlten.
Als persönliche Ergänzung zur objektiven Berichterstattung: Ein Krimi war das schon im Vorfeld, sowohl mittel- als auch kurzfristig. Vom “Spagat Nr.1” bei Marius zwischen DM-Vizetitel über 10000m zur Mittelstrecke, über “Spagat Nr.2” mit Pacemaker und Hochschul-DM-Gewinn im direkten Vorfeld der Staffel-DM bei Lukas (Bericht folgt) bis hin zum Geheimrezept für Julius M., mit einer Tafel Schokolade (90 % Kakao, natürlich!) – das lief dann wirklich OPTIMAL !