Michael Marquardt war an jedem der fünf Veranstaltungstage “seines” Silvesterlaufs die Freude ins Gesicht geschrieben. Sah es für die 46.Auflage der Traditionsveranstaltung zwischenzeitlich nach einer Absage aus, fand er gemeinsam mit den “Helden des Sports” dann doch rechtzeitig ein Konzept, das unter den aktuellen Corona-Bestimmungen durchführbar war – mit einem, so Marquardt, “phänomenalen Ergebnis, das unsere Erwartungen von 200 bis 250 Teilnehmern weit übertroffen hat.”
Vom symbolischen Start am 27.Dezember bis zum Veranstaltungsende am 31.Dezember nahmen letztlich 379 Sportlerinnen und Sportler ihre Zeiten für die 5,4 oder zehn Kilometer, die sie auf der Ergebnisseite der “Helden des Sports” öffentlich machten. Und auch wenn coronabedingt stets nur Einzelstarter und Minigruppen bis Zwei-Haushaltstärke im Start-Ziel-Bereich vom Waldeingang am Ende der Oberrodenbacher Bergstraße aus loslegten, stellte sich bei den aus der gesamten Rhein-Main-Region angereisten Ausdauersportlern doch rechtzeitig zum Jahresende weitgehend das typische Silvesterlauffeeling ein. Zumal Marquardt immer wieder persönliche Worte mit auf den von ihm penibel ausgeschilderten Weg gab und die Finisher unter dem Zielbanner mit einer “kleinen Welle” empfing. Als weiteres Plus sorgte außerdem die Verbreitung der Resultate über das offene Ergebnisportal und die sozialen Medien bei Freunden, Trainingsgefährten und Konkurrenten für Spannung und echte Wettkampfstimmung
Die führte im Spitzenbereich sogar zur Unterbietung des Streckenrekords von Jörn Harland (33:05 Minuten/2009). Der Rodenbacher Dirk Busch legte vor, schnürte wegen beruflicher Verpflichtungen bereits im Morgengrauen die Wettkampfschuhe und setzte mit 33:41 Minuten eine erste Achtungsmarke. “Kleine Vorgabe für den SSC”, titelte der deutsche Vizemeister im Crosslauf der Senioren M40, wohlwissend, dass sein Trainingsgefährte Marius Abele (ebenfalls SSC Hanau-Rodenbach) kontern würde. Und das tat der 20-jährige deutsche 10000-Meter-Jugendmeister des Vorjahres wenige Stunden später im Rekordtempo von 33:01 Minuten. Auch wenn die Zeit mangels externer Auswertung zukünftig lediglich inoffiziell geführt wird, war Abele hochzufrieden. “Es lief richtig gut, besonders den Moby Dick hoch.” An dem 600 Meter langen zehnprozentigen Anstieg nahm er nicht nur Dirk Busch pro Runde zehn Sekunden ab, sondern auch seinem gleichzeitig gestarteten Bruder Lukas Abele, immerhin amtierender deutscher Vizemeister im 1500-Meter-Lauf und in 18:14 Minuten Schnellster über 5,4 Kilometer.
Stark unterwegs waren auch die Offenbacherin Sandra Herzing (Nowalala Sports/49:16 Minuten), Corinne Jourdain (ASC Marathon Friedberg/50:12 Minuten) und Gabriele Timmermann (TGS Niederrodenbach) in 50:49 Minuten. Bei den Männern folgte auf das Duo Abele-Busch der Maintaler Allrounder Jannik Trunk in 36:51 Minuten noch vor Ironman-Triathlet Michael Lik (Gelnhausen/38:19 Minuten) und dem schnellsten Schüler Noah Blandamura (M15/SSC) in 38:31 Minuten.
Einen Sekundenentscheid gab es über 5,4 Kilometer der Frauen. Die frühere 400-Meter-Hessenmeisterin Jessica Hesse (Hanau) hatte im virtuellen Vergleich mit 27:06 Minuten ganz knapp die Nase vor Antje Rothweil (HoLa Hanau/27:07 Minuten) vorn. Schülersieger Nico Debus (SSC/M12) war im männlichen Bereich in 22:13 Minuten direkt vor dem Nidderauer Christian Ache (SSC/22:19 Minuten) bereits Gesamtdritter hinter Lukas Abele und Jörg England (21:50 Minuten). Und dass auch die “ganz Jungen” für den Silvesterlauf brannten, stellten nicht zuletzt Maxim Pavlovic (M09/27:07 Minuten), der erst sechsjährige Nidderauer Lucas Heber (38:00 Minuten), Mia Itt und die Hanauerin Mia Cairns (W09/40:01 Minuten) sowie über zehn Kilometer Leonard Linke (Nidderau) unter Beweis. Der Neunjährige kommentierte seine bemerkenswerte Leistung von 1:07:00 Stunden anschließend recht trocken: “Wenn ich meinen Vater nicht im Schlepptau gehabt hätte, wäre es schneller geworden!”
Als Stammgast und einer der ältesten Teilnehmer trat Conrad Kettner (Jahrgang 1947) für den 1.Hanauer Lauftreff an, diesmal mit der Zeit von 1:08:05 Stunden gelistet. Und aus den Reihen der Sport- und Politprominenz nahm wenige Wochen nach seinem 80.Geburtstag Landrat a.D. Karl Eyerkaufer die 5,4 Kilometer als Walker mit Laufeinlagen gewohnt sportlich.
Bei der nächsten Auflage soll es ohne Coronabeschränkungen wieder gemeinsam so richtig zur Sache gehen. Marius Abele und Dirk Busch kündigten schon jetzt ihren erneuten und offiziellen Rekordversuch an: “Da laufen wir zusammen. Dann steht die 32 bei den Minuten vorne!” Und vielleicht findet sich auch zukünftig ein Weg, den “guten Zweck” weiterhin zu unterstützen, der dank des Engagements der “Helden des Sports” und des TV Oberrodenbach insgesamt mehr als 600 Euro für die Spendenkasse des südhessischen Vereins für krebskranke und chronisch kranke Kinder bringen wird.