Karsten Fischer erkämpft 100-Kilometer-Medaille
Als Außenseiter angereist und nach einer Hitzeschlacht mit der Bronzemedaille zurückgekehrt. So lautete die Bilanz der deutschen Nationalmannschaft mit Karsten Fischer (SSC Hanau-Rodenbach) bei der Weltmeisterschaft im 100-Kilometer-Straßenlauf. Angesichts einer profilierten Strecke und hochsommerlicher Temperaturen im kroatischen Sveti Martin na Muri gaben neben der läuferischen Klasse des DLV-Teams taktische Finesse und „beinharter“ Kampf bis zum letzten Meter den Ausschlag gegenüber den knapp geschlagenen US-Amerikanern und Spaniern.
Die lagen mit ihren Teams bis zur Schlussrunde nach 93 Kilometern noch einige Minuten vor den Deutschen, doch dann drehten Alexander Dautel (LG Nord Berlin/ 6:52:57 Stunden) auf Rang zwölf, Andre Collet (Aachener TG/7:01:01 Stunden) auf dem 17.Platz und Karsten Fischer als 23. In 7:08:08 Stunden das Rennen in der Mittagshitze zu ihren Gunsten. „Wir sind ab Kilometer 70 mit Eisbandanas gelaufen, hatten also ein mit Eis gefülltes Halstuch angelegt. Außerdem gab es pro Runde becherweise Wasser über den Kopf, aber natürlich sind wir trotzdem langsamer gelaufen als zu Beginn bei 18 Grad Celsius und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Strecke war sehr anspruchsvoll, kein flacher Meter, dauernd rauf oder runter“, so Fischer, der die erste Hälfte der Distanz mit einem Kilometerschnitt von 4:05 Minuten absolvierte. Obwohl der ehemals in Großkrotzenburg wohnhafte Läufer seit einigen Wochen in seiner neuen rheinhessischen Heimat Budenheim bei Mainz auch in den Weinbergen trainiert hatte, zeichnete sich nach der Marathonmarke von 42,2 Kilometern die hohe muskuläre Belastung ab. „Ich habe Oberschenkelschmerzen bekommen und dann zunächst einen Gang rausgenommen. Trotzdem habe ich immer mehr Plätze gutgemacht. Eingangs der letzten Runde rief unser Nationalteambetreuer, dass Mannschaftsbronze möglich sei und wir alles geben sollten“, ließ Karsten Fischer den Ultramarathon Revue passieren. Er konnte nochmals beschleunigen, sogar am steilsten Anstieg, wobei er auf dem Schlusskilometer einen sehenswerten Endspurt hinlegte. „600 Meter vor dem Ziel überholte ich einen Spanier, dem ich noch 29 Sekunden abnahm, 120 Meter vor dem Ziel einen Amerikaner, der dann zwölf Sekunden nach mir ins Ziel kam – danach lag ich erst einmal fünf Minuten auf der Straße.“
Gelohnt hatte sich dieser Sprint nach 99 Kilometern allemal. Hinter den überragenden Japanern (19:37:01 Stunden) und den Südafrikanern (20:33:49 Stunden) gab es für Deutschland in 21:02:12 Stunden den dritten Platz vor den USA (21:05:41 Stunden), den Spaniern (21:06:49 Stunden) und 30 weiteren Nationalteams. Die Zielsetzung der „Top acht“ wurde damit weit übertroffen, was Karsten Fischer neben dem Einsatz am Wettkampftag nicht zuletzt auf die besondere Vorbereitung zurückführte. „Wir sind im Training trotz großer Wärme immer wieder mit langer Kleidung gelaufen, um uns an die Temperaturen zu gewöhnen. Das hat bestens geklappt. So sehr ich Hitze auch hasse – ohne die Sonne wären die Amerikaner wohl nicht so eingegangen.“